Die Geologie Freinsheims und der benachbarten Ortschaften bildet ein regelrechtes Potpourri unterschiedlicher Böden. Von Sand, Kies, Löss, Lehm und Kalk reicht hier die Palette an Untergründen, auf denen die zahlreichen Rebsorten aufs Beste heranreifen und später den Weinen ihren individuellen Charakter verleihen.
Jürgen Krebs zum Jahrgang 2019
...meine Weine sind keine extremen Fruchtbomben. Ich arbeite gar nicht auf Primärfrucht hin. Stattdessen suche ich die Mineralität, auch im Abgang“, erklärt Krebs. Sein Freinsheimer Sauvignon Blanc ist für ihn ein Paradebeispiel: „Bei dem Wein denkt man erst mal, der ist klassisch, nicht so laut. Aber nach einer Minute im Mund, dann kommt so ein richtiger Gewaltakt.“ Nicht kompliziert, aber trotzdem mit Charakter, so beschreibt Krebs seine Weine...
Was er in knapp einem Jahrzehnt, 2008 hat ihm der Vater die Verantwortung für den Keller übertragen, auf die Beine – besser gesagt: auf den Kopf – gestellt hat, kann sich sehen lassen. Dabei war es nicht immer einfach, den Vater von den neuen Wegen in der Kellerwirtschaft zu überzeugen. Hatte er doch mit gerade mal 21 Jahren den elterlichen Betrieb übernehmen müssen und mit viel Mühe vom klassischen Gemischtbetrieb zum reinen Weinbauunternehmen geführt. Mit dem „Deutschen Rotweinpreis“, den Jürgen Krebs bereits 2010 errang, hatte er seinen Vater schließlich überzeugt. Heute begegnen sich die beiden Männer voller Vertrauen, auf Augenhöhe eben. Deshalb kann der Junior, der fast fünf Jahre als VDP-Spitzentalent auf dem Buckel hat, auch nur noch schmunzeln, wenn er erzählt, dass es seines Bausparvertrags bedurfte, um sich einen Weinberg leisten zu können, den er unbedingt haben wollte. Heute bewirtschaften die beiden Männer 16 Hektar Rebfläche, von denen aktuell 13,5 Hektar im Ertrag sind. Beste Lagen, etwa Freinsheimer Musikantenbuckel oder der Oschelskopf oder der Herxheimer Honigsack zählen zum Besitz. Weil es ihm auf die Qualität ankommt, liest er mit einem durschnittsertrag von ca. 6500 Liter pro Hektar. Jährlich werden in etwa 70.000 Flaschen gefüllt. Mehr als jede zweite Flasche wird ab Hof vermarktet, etwa 40 Prozent gehen in den Handel beziehungsweise in die Gastronomie. Mit dem Engagement im Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP), war auch die Klassifizierung nach dem Vierstufenmodell (Gutswein, Ortswein, Erste Lage und Beste Lage) unverzichtbar. Sehr wichtig ist ihm die Umstellung auf einen vollständigen Biobetrieb, diese ist im vollen Gange. Nach seiner Strategie im Keller gefragt, antwortet er: „Es gibt kein Kochrezept“. Vom „Hokuspokus“ beim Wein hält er gar nichts, pflegt dafür viel lieber den Austausch mit den Kollegen. Dazulernen, Erfahrungen sammeln, darauf kommt es ihm an. Während seiner Ausbildungszeit im Weingut Knipser in Laumersheim, sagt er, habe man ihn „aus dem Keller kehren müssen“. Bodenständigkeit, sie gilt für das Leben des jungen Kellermeisters wie auch für seinen Wein. Nichts lässt er unversucht, um die Böden, auf denen die Trauben gedeihen, auch im Wein erschmecken zu können. Im Weingut Krebs, wie bei vielen Kollegen, nimmt dabei das Holz eine immer größere Rolle ein. Krebs-Rotweine können die besondere Liebe von Jürgen Krebs, die er für französische Weine hegt, nicht verhehlen. Wichtig ist ihm, dass die Balance stimmt, sich seine Weine auch noch nach Jahren ihr Charisma bewahren. Jürgen Krebs spielt auch mal gerne mit seinen Weinen, testet in seinem Keller die so unterschiedlichen Böden Freinsheims aus.